Permakultur im Garten: Was Anfänger wissen müssen

Die Natur als Vorbild nehmen, sie nachahmen und so das Beste aus dem eigenen Garten – oder dem kleinen Hochbeet auf dem Balkon – herausholen: Die Permakultur ist in jedem Fall eine besonders nachhaltige Art des Gärtnerns, die aktuell immer gefragter wird. Das weiß Permakultur-Experte und Gartenplaner Jonas Gampe nur zu gut. Er unterstützt Kunden bei der Umsetzung und erzählt im Interview mehr über die Vorteile der Kreislaufwirtschaft.


Garten im ökologischen Gleichgewicht

Meterhoher Mais, darunter Bohnen, die den Mais als Rankhilfe nutzen und den Boden mit Stickstoff versorgen, ganz unten schließlich Kürbispflanzen, die mit ihren Blättern die Erde vor dem Austrocknen schützen: Das sogenannte Milpa-Beet, eine Mischkultur aus Mais, Bohnen und Kürbis, wird von den Maya in Südamerika und ihren Nachfahren bereits seit Jahrhunderten betrieben.

Es ist ein landschaftliches System, das im Einklang mit der Natur arbeitet. Und es ist nur eines von vielen Beispielen, wie sich Pflanzen gegenseitig unterstützen können und so den Garten zu einer effektiven und widerstandsfähigen sowie ökologisch sinnvollen und zeitlich unbegrenzt funktionierenden Kreislaufwirtschaft machen.


Möglichst natürlich anpflanzen

Das Konzept, das für die enge Zusammenarbeit mit der Natur steht, heißt Permakultur. Es soll energieintensive und umweltbelastende Methoden ersetzen und basiert darauf, dass man sich die Wirkweise unserer Flora und Fauna zum Vorbild nimmt, sie beobachtet, nachahmt und seinen Garten oder sein Hochbeet danach anlegt.

Neben einer möglichst großen Vielfalt an Bäumen, Sträuchern und Büschen setzt die Permakultur auf natürlichen Dünger wie Kompost oder Mulch anstelle von Pestiziden und auf einen sparsamen Umgang mit natürlichen Ressourcen. So wird etwa Regen zur Bewässerung der Gemüsebeete in Becken gesammelt, anstatt dafür wertvolles Leitungs- oder Trinkwasser zu verwenden.


Ursprung in Australien

Der Begriff Permakultur wurde in den 1970er-Jahren von den australischen Pionieren Bill Mollison und David Holmgren geprägt. Die beiden suchten nach einer umweltschonenden Form der Landwirtschaft. Fündig wurden sie bei der indigenen Bevölkerung Australiens, die schon immer einen achtsamen Umgang mit der Natur pflegten. 1978 gründete Mollison in Tasmanien das „Institut für Permakultur“, 1981 erhielt er für seine Arbeit den Alternativen Nobelpreis.

Heute wird die Permakultur, die sich aus den Wörtern permanent und agriculture zusammensetzt, als eine Antwort auf die Klimakrise immer populärer. Denn ein gesunder Boden kann bei Trockenheit mehr Wasser speichern und es bei sturzartigen Regenfällen besser aufnehmen. Zudem kann er CO₂ binden, weshalb die Permakultur auch im großen Maßstab immer mehr Beachtung findet.


Permakultur klappt im Kleinen wie im Großen

Die nachhaltige Art des Gärtnerns kann auf jeder noch so kleinen Fläche umgesetzt werden. Sie brauchen also keinen großen Garten, schon in einem Hochbeet auf dem Balkon lässt sich Permakultur betreiben. Wollte man also auf seiner Dachterrasse besagtes Milpa-Beet anlegen, würde man einfach einen kleinwüchsigen Mais wählen.

Wichtig ist vor allem, dass man den Lauf der Natur versteht. Dass man, wie auch der Permakultur-Experte Jonas Gampe betont, die heimischen Pflanzen, Tiere und Insekten kennt. Prüft, ob der Boden lehmig oder sandig ist. Und weiß, wo die Sonne steht, woher der Wind kommt und wie der Schatten fällt. 


„Brennnesseln sind kein Unkraut“

Jonas Gampe ist Permakultur-Designer und Experte für nachhaltige Gartenplanung. Seine Firma „Kreislauf-Gärten“ im nordbayerischen Bischbrunn unterstützt Kunden auf dem Weg zum eigenen Permakultur-Paradies. Wir haben mit ihm gesprochen. 

Was empfehlen Sie Leuten, die jetzt auf Permakultur setzen wollen, als Erstes? 

Jonas Gampe: Jeder Garten ist anders und muss immer individuell betrachtet werden. Sie sollten also zunächst beobachten, was der bestehende Garten bereits bietet, also wo er liegt und wie die Bodenbeschaffenheit ist. Außerdem sollte jeder für sich klären, ob er im großen Stil Obst und Gemüse anbauen oder eher Nützlingen einen Lebensraum bieten möchte. Ganz wichtig ist auch die Frage, wie viel Zeit man für Pflege und Bewirtschaftung aufbringen kann.

Welche Pflanzen eignen sich am besten?

Jede Pflanze hat ganz unterschiedliche Ansprüche an Bodenart, Nährstoffe, Wasser, Temperatur, Wind und Lichtverhältnisse. Dementsprechend gibt es auch für jeden Standort im Garten passende Pflanzen, die sich dort wohlfühlen – nur dann ist ein gesundes Wachstum bei minimalem Pflegeaufwand garantiert. Ideal sind etwa Sträucher wie Aronia und Kupfer-Felsenbirne, da sie essbare Früchte liefern, für Wind- und Sichtschutz sorgen, Tiere wie Vögel und Kleinsäuger ernähren, dazu nektarreiche Blüten für Wildbienen liefern und Nistplätze für Vögel bieten. 

Die Grundstruktur des Gartens wird aus mehrjährigen Arten aufgebaut, die über längere Zeit dort stehen und alsbald ein ökologisches Gleichgewicht untereinander erzeugen. Sie werden so kombiniert, dass Platz, Sonne und Wasser effizient ausgenutzt werden. Unter eine Reihe von stark wachsenden Obstbäumen passt etwa eine Reihe von schwach wachsenden Obstbäumen, und darunter gedeihen noch Beerenobst sowie essbare Stauden. Das erhöht nicht nur die Artenvielfalt, sondern zieht auch viele Nützlinge an.

Gibt es Pflanzen, die nicht gut zusammenpassen?

Es gibt einige Gewächse, deren über die Wurzeln ausgeschiedene Stoffe sich nachteilig auf andere Pflanzen auswirken. So kann Gras unter jungen Obstbäumen das Wachstum des Baumes beeinträchtigen. Sobald die beiden Pflanzen jedoch unterschiedliche Wurzelebenen erreicht haben, also der Obstbaum weiter in die Tiefe gewachsen ist, ist das nicht mehr so relevant. Im Frühstadium des Obstbaumes lässt sich das Problem auch lösen, indem man die Baumscheibe, also den Boden um das untere Ende des Baumstamms, mit Mulch versieht oder mit Kräutern bepflanzt

Welche Pflanzen sind besonders insektenfreundlich? 

Heimische Wildblumen und Wildsträucher wie Wiesenknopf, Wiesensalbei, Schlehe, Weißdorn oder Wildrose sind für alle Arten von Insekten geeignet. Es ist auch wichtig, ein kontinuierliches „Blühband“ anzulegen, damit die Insekten das ganze Jahr über Nahrung finden können. Futterpflanzen wie Brennnessel und Wilde Möhre sind besonders wertvoll für Schmetterlingsraupen. Die Brennnessel-Ecke ist also von Nutzen und mitnichten nur Unkraut.

Wie können Schädlinge und Krankheiten im Permakultur-Garten auf natürliche Weise bekämpft werden?

Grundsätzlich versucht man in der Planung so viel Vielfalt einzubauen, dass es für jeden Schädling auch Nützlinge gibt, die sich ansiedeln können. Ist der Garten als essbares Ökosystem angelegt, entstehen Probleme mit Schädlingen und Krankheiten durch eine gute Selbstregulation gar nicht erst. Die hohe Artenvielfalt hält sich sozusagen selbst in Schach. 

Was raten Sie denjenigen, die nicht viel Zeit haben, sich aber trotzdem über ein blühendes Blumenparadies freuen möchten? 

Setzen Sie auf eine Staudenmischpflanzung, die das ganze Jahr über blüht, essbar ist und nur einmal im Jahr heruntergeschnitten werden muss. So können etwa mediterrane Kräuter wie Salbei, Lavendel, Rosmarin, Bohnenkraut und Thymian gesetzt werden. Sie ergeben nicht nur ein schönes „Blumenbeet“, sondern können auch direkt für die Küche verwendet werden und bieten obendrein vielen Insekten Nahrung. Empfehlenswert ist auch eine artenreiche Mischung aus Beerensträuchern, Nuss- oder Obstbäumen. Der Pflegeaufwand ist minimal, der Ertrag hoch und ökologisch alles sehr wertvoll. 

Lesetipp: Diese Bäume passen in Ihren Garten 


Die Vorteile der Permakultur: 5 Pluspunkte für die Umwelt

  1. Umwelt- und Klimaschutz: Verkleinern des CO₂-Fußabdrucks durch den Verzicht auf chemische Düngemittel und Pestizide sowie den Anbau regionaler und saisonaler Pflanzen. Zudem höhere Widerstandsfähigkeit der Böden gegen Klimaextreme wie Dürren oder Starkregen.
  2. Biologische Vielfalt: Mehr Biodiversität dank eines harmonischen Ökosystems mit Lebensraum und Nahrung für eine Vielzahl von Insekten, Vögeln und anderen Tieren.
  3. Bodenqualität: Verbesserung der Bodenfruchtbarkeit und langfristige Bodengesundheit durch den Einsatz von Kompost und Gründüngung sowie durch Mulchen und vielfältige Bepflanzung.
  4. Wassereinsparung: Optimale Nutzung von Wasser durch Mulchen und Auffangen von Regen – statt Verwendung von kostbarem Trink- oder Leitungswasser.
  5. Selbstversorgung: Gesunde und günstige Ernährung durch ganzjährige Ernte frischer, pestizidfreier Lebensmittel.

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